Hat Zucker Einfluss auf das Sterberisiko?

Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Sterberisiko

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams hat in über 186 000 Menschen untersucht, ob der Zuckerkonsum im Allgemeinen und aus bestimmten Nahrungsmitteln mit dem Sterberisiko verbunden ist.
  • Bei freien Zuckern aus Getränken stieg das Sterberisiko mit steigendem Konsum an, während kein signifikanter Zusammenhang bei freien Zuckern aus festen Lebensmitteln bestand. Natürlicherweise in Obst, Gemüse und Milch vorkommende intrinsische Zucker waren nicht mit dem Sterberisiko verbunden.
  • Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen, ausschließlich freie Zucker zu begrenzen. Inwieweit freie Zucker aus Getränken besonders schädlich sind, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Was wissen wir zum Thema Zucker?

Der Begriff Zucker umfasst sowohl freie als auch intrinsische Zucker. Wenn Du mehr zu diesen beiden Zuckerarten erfahren möchtest, dann klicke hier.

Gemäß WHO wurden bisher nur für freie Zucker negative Auswirkungen auf die Gesundheit beobachtet.

Was untersucht die Studie?

Bisher war nicht eindeutig geklärt, ob der Zuckerkonsum aus spezifischen Lebensmitteln das Sterberisiko beeinflusst oder ob es sich um einen generellen Effekt handelt. Die wissenschaftliche Studie des Neatic-Teams untersuchte daher, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum im Allgemeinen sowie aus bestimmten Nahrungsmitteln und dem Sterberisiko gibt.

Um diese Forschungsfrage zu beantworten, wurden Daten aus der UK Biobank genutzt. Die UK Biobank ist eine große Studie aus Großbritannien, die zwischen 2006 und 2010 mehr als 500 000 Teilnehmer rekrutiert hat. Für die Studie des Neatic-Teams wurden Daten von über 186 000 Teilnehmern der UK Biobank untersucht. Zum Auswertungszeitpunkt waren mehr als 8 500 Teilnehmer verstorben. Alle eingeschlossenen Teilnehmer hatten ein Ernährungsprotokoll der vergangenen 24 Stunden in Form eines Online-Fragebogens ausgefüllt. Dieser Fragebogen beinhaltete 206 Lebensmittel und 32 Getränke.

Basierend auf den Lebensmittelangaben in den Ernährungsprotokollen wurde der tägliche Konsum von freien und intrinsischen Zuckern sowie die Aufnahme von freien Zuckern aus bestimmten Nahrungsmitteln für jeden Teilnehmer berechnet. Anschließend wurde mit statistischen Analysen das Sterberisiko in Abhängigkeit vom täglichen Zuckerkonsum ausgewertet.

Was hat die Studie herausgefunden?

Der Konsum von freien Zuckern zeigt eine deutlich sichtbare Verbindung mit dem Sterberisiko.

Statistisch war das Risiko zu versterben bei einem Konsum von 25 g freien Zuckern pro Tag am geringsten. Ab einem täglichen Konsum von 50 g freien Zuckern stieg das Sterberisiko stetig an. Dies entspricht ca. 500 ml Softdrink. Im Gegensatz dazu konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen intrinsischen Zuckern und dem Sterberisiko nachgewiesen werden.

Die Betrachtung der freien Zucker aus Getränken und aus festen Lebensmitteln (z.B. Kuchen) zeigte, dass bei gezuckerten Getränken ebenfalls eine deutlich sichtbare Verbindung mit dem Sterberisiko bestand. Hier war das Risiko zu versterben bei 0 g freie Zucker am geringsten und es stieg mit zunehmendem Konsum an. Im Gegensatz dazu bestand zwischen der Aufnahme von freien Zuckern aus festen Lebensmitteln und dem Sterberisiko kein signifikanter Zusammenhang.

Weiterhin wurden in der Studie des Neatic-Teams vier Getränkekategorien analysiert:

Bei Softdrinks lag das statistisch niedrigste Risiko zu versterben bei einer täglichen Aufnahme von 0 g freien Zuckern und es stieg mit zunehmenden Konsum an. Bei gezuckerten Milchgetränken konnte ab einem Konsum von 4 g freien Zuckern pro Tag ein stetiger Anstieg des Sterberisikos beobachtet werden. Bei Saft sowie gezuckertem Tee und Kaffee konnte dagegen kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Aufnahme von freien Zuckern und dem Sterberisiko nachgewiesen werden.

Was ist die Schlussfolgerung der Studie?

Diese Studie unterstützt das Neatic-Vorgehen sowie die Empfehlungen von WHO und mehrerer Fachgesellschaften (z.B. Deutsche Gesellschaft für Ernährung), freie Zucker in der Ernährung zu reduzieren.

Die Studie weist einen Zusammenhang zwischen dem Konsum freier Zucker im Allgemeinen und dem Sterberisiko nach. Allerdings besteht ein Unterschied zwischen Getränken und festen Lebensmitteln, da nur freie Zucker in Getränken mit dem Sterberisiko signifikant verbunden sind.

Inwieweit freie Zucker aus Getränken – insbesondere in Softdrinks und gezuckerten Milchgetränken – besonders schädlich sind, muss in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Literaturverzeichnis

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2018): Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland. Online verfügbar unter https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/stellungnahmen/quantitative-empfehlung-zur-zuckerzufuhr-in-deutschland/, zuletzt geprüft am 24.01.2024.

Kaiser, Anna; Schaefer, Sylva M.; Behrendt, Inken; Eichner, Gerrit; Fasshauer, Mathias (2022): Association of all-cause mortality with sugar intake from different sources in the prospective cohort of UK Biobank participants. In: Br J Nutr, S. 1–25. DOI: https://doi.org/10.1017/S0007114522003233.

World Health Organization (2015): Guideline: sugars intake for adults and children. Online verfügbar unter https://www.who.int/publications/i/item/9789241549028, zuletzt geprüft am 30.03.2023.

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