Das Wichtigste in Kürze:
- Bei der Trennkost soll der Körper vor einer angeblich krankmachenden „Übersäuerung“ geschützt werden durch die Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß sowie Vermeidung von säurebildenden und Bevorzugung von basenbildenden Lebensmitteln.
- Einzelne Ernährungsempfehlungen sind durchaus sinnvoll wie die Empfehlung, Obst und Gemüse zu essen (gelten als basenbildend) sowie hochverarbeitete Lebensmitteln zu vermeiden (gelten als säurebildend).
- Allerdings sind die Grundannahmen der Trennkost wissenschaftlich nicht belegt und es gibt keine Studien zu ihrer Wirksamkeit.
Wer hat die Trennkost entwickelt?
Die Trennkost wurde in den 1920er Jahren vom amerikanischen Arzt William Howard Hay (1966 bis 1940) entwickelt. Nach eigenen Angaben konnte er mit Hilfe der Ernährungsumstellung eine schwere Nierenerkrankung heilen, an welcher er litt. Beflügelt durch diesen Erfolg entwickelte er das Konzept weiter.
Was ist die Grundannahme?
Die Grundannahme der Trennkost ist, dass der Körper durch eine „Übersäuerung“ belastet und anfällig für Krankheiten wird. Um Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten, muss diese „Übersäuerung“ verhindert werden.
Die Trennkost empfiehlt dafür zwei Strategien:
- Strategie 1: Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß
- Strategie 2: Vermeidung von säurebildenden sowie Bevorzugung von basenbildenden Lebensmitteln
Auf diese Strategien wird im Folgenden näher eingegangen.
Strategie 1: Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß
In der Trennkost wird behauptet, dass Kohlenhydrate und Eiweiß nicht gleichzeitig verdaubar sind. Falls sie gemeinsam gegessen werden, sollen sie teilweise unverdaut in den Dünndarm gelangen. Dies führt gemäß Trennkost-Hypothese zu einer Gärung mit Überlastung der Puffersysteme des Körpers und nachfolgender „Übersäuerung“. Daher wird empfohlen, dass kohlenhydrathaltige und eiweißhaltige Mahlzeiten mindestens 4 Stunden getrennt voneinander gegessen werden sollen. Neutrale Lebensmittel dürfen sowohl bei den kohlenhydrathaltigen als auch eiweißhaltigen Mahlzeiten gegessen werden.
In der nachfolgenden Tabelle sind Lebensmittel aufgeführt, welche gemäß Trennkost kohlenhydratreich und eiweißreich sein sollen und welche als neutral gelten.
Viele alltägliche Mahlzeiten widersprechen den Trennkost-Prinzipien wie zum Beispiel:
- Butterbrot mit Wurst
- Brötchen mit Käse
- Bratkartoffeln mit Spiegelei
Zudem gibt es Abgrenzungen und Sonderregeln, die für Laien verwirrend sind. Süße Äpfel oder Trauben gelten beispielsweise oft als kohlenhydratreich, während „normale“ Äpfel und Trauben plötzlich eiweißreich sein sollen. Bei vielen Milchprodukten wird anhand des Fettgehalts eine Einteilung getroffen. So wird Käse bis zu einem Fettgehalt von 50 % Fett in Trockenmasse oft als eiweißreich eingeordnet, während er über 50 % Fett in Trockenmasse als neutral gilt. Nüsse gelten generell als neutral, außer Erdnüsse, welche aufgrund ihrer angeblich schlechten Verdaulichkeit vermieden werden sollen.
Strategie 2: Vermeidung von säurebildenden sowie Bevorzugung von basenbildenden Lebensmitteln
Neben der Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß werden Lebensmittel entsprechend ihres Potentials eingeteilt, Säure oder Basen zu bilden. In der Trennkost sollen säurebildende Lebensmittel vermieden und basenbildende Lebensmittel bevorzugt werden, um eine „Übersäuerung“ zu verhindern. Als optimal gilt ein Verhältnis von 20 % säurebildenden und 80 % basenbildenden Lebensmitteln.
In der nachfolgenden Tabelle sind Lebensmittel angegeben, welche gemäß Trennkost säurebildend oder basenbildend sein sollen und welche als neutral gelten.
Auffällig ist, dass tierische Produkte wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eier und Käse als stark säurebildend gelten und in der Trennkost vermieden werden sollen. Damit ist die Trennkost eine bevorzugt pflanzenbasierte Ernährung.
Zudem fällt auf, dass hochverarbeitete Lebensmittel wie Süßwaren als stark säurebildend gelten während frisches Obst und Gemüse als stark basenbildend eingeteilt werden.
Gibt es Studien zur Trennkost?
Trotz ihrer weiten Verbreitung gibt es keine qualitativ hochwertige Studie zur Trennkost über einen ausreichend langen Zeitraum. Oft wird beim Thema Trennkost eine Studie aus dem Jahr 2000 angesprochen, in welcher zwei Gruppen verglichen wurden. Beide Gruppen erhielten im Krankenhaus über 6 Wochen eine kalorienreduzierte Diät. In der ersten Gruppe („balanced diet“, 28 Teilnehmer) wurden Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette nicht voneinander getrennt gegessen, während in der zweiten Gruppe („dissociated diet“, 26 Teilnehmer) Kohlenhydrate und Fette mit zeitlichem Abstand voneinander aufgenommen wurden. In beiden Gruppen kam es über 6 Wochen zu einem signifikanten Gewichtsverlust, wobei dieser in der „balanced diet“-Gruppe mit durchschnittlich 7,5 kg höher war verglichen zu 6,2 kg in der „dissociated diet“-Gruppe.
Allerdings ist diese Studie nicht geeignet, die Trennkost zu bewerten, da nicht die Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß untersucht wurde wie in der klassischen Trennkost, sondern die Trennung von Kohlenhydraten und Fetten.
Was sagt Neatic zur Trennkost?
Die Trennkost ist kompliziert umzusetzen und ihre Grundannahmen sind wissenschaftlich nicht belegt. Zudem gibt es keine wissenschaftliche Studie zur Wirksamkeit der Trennkost.
Lebensmittel enthalten oft sowohl Kohlenhydrate als auch Eiweiß. Es bleibt dann aus wissenschaftlicher Sicht unklar, nach welchen Kriterien diese als kohlenhydratreich, eiweißreich oder neutral eingeordnet werden. Zudem ist die Einteilung in säurebildende und basenbildende Lebensmittel unter wissenschaftlichen Aspekten häufig nicht nachvollziehbar. So bleibt unklar, warum hochverarbeitete Lebensmittel generell „sauer“ sein sollen.
Allerdings ist es durchaus sinnvoll, Menschen zu weniger verarbeiteten Lebensmitteln zu raten. Weitere Details findest Du in folgendem Artikel.
Literaturverzeichnis
Golay, A.; Allaz, A. F.; Ybarra, J. et al. (2000): Similar weight loss with low-energy food combining or balanced diets. In: International journal of obesity and related metabolic disorders : journal of the International Association for the Study of Obesity 24 (4), S. 492–496. DOI: 10.1038/sj.ijo.0801185.